„Timber!“ „Baum fällt!“

Wollen Sie einen Baum pflanzen oder einen Baum fällen? Die meisten Menschen werden sich spontan wohl eher für das Pflanzen entscheiden. Ausgenommen vielleicht diejenigen, welche sich gerade über den Schattenwurf einer 100-jährigen Eiche des Nachbarn ärgern.

Unsere Kunden dürfen ab dem 01. Oktober 2018 genau diese Frage beantworten. Die Entscheidung für das Pflanzen eines Baumes bleibt für den Kunden kostenlos. Allerdings wird unser Bericht dann nur noch elektronisch ausgeliefert. Wer den Bericht weiterhin in Papierform wünscht, bekommt dies selbstverständlich. Einfach ohne Baum.

 

Wie kam es dazu?

goSecurity ist eine Firma, deren Wert (und damit meine ich nicht einmal den monetären Wert) durch die Mitarbeitenden definiert wird. Das hat die Geschäftsleitung schon früh erkannt und in den letzten Jahren systematisch Massnahmen ergriffen, um weiterhin gute Mitarbeitende zu finden und zu Top-Mitarbeitenden zu entwickeln. Zwei essentielle Prinzipien im Umgang mit Menschen sind für uns Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe. Das heisst auch, dass die Bezeichnung Mitarbeitende fachlich zwar korrekt ist, hauptsächlich sehen wir in unserem Team aber Menschen. Wir achten und respektieren diese Menschen als Individuen. Menschen wollen meines Erachtens vor allem Wertschätzung und Liebe. Na ja, für die Liebe fühlen wir uns im Unternehmen nicht primär zuständig. Für die Wertschätzung aber umso mehr. Wertschätzung heisst bei goSecurity unter anderem zuhören und die Ideen von anderen wertfrei anzunehmen.

Als sich die Geschäftsleitung Ende 2017 intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit befasste, kam fast gleichzeitig der Wunsch aus dem Team, sich mit dem Thema befassen zu wollen, auch wenn es nicht zu unserem Kerngeschäft gehört. Gerade in Zeiten, in welchen wir die Klimaerwärmung am eigenen Leib erfahren, glaube ich, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit uns alle etwas angeht. Wir organisierten für unsere Mitarbeitenden im 2018 deshalb zwei halbtägige Workshops mit einer Expertin (Tina Teucher) auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Dabei haben wir mehrere Massnahmen beschlossen und auch Fehler in unserem Verhalten aufgedeckt. So waren wir uns sicher, dass wir schon seit Jahren nur noch Öko-Strom beziehen. Bei Änderungen an der Elektroinstallation (mehrere Zähler) war uns aber nicht aufgefallen, dass ein Zähler auch mit „dreckigem“ Strom beliefert wurde. Das konnten wir schnell korrigieren. Seit Mitte 2018 sind wir (erneut) reine „Öko-Stromer“.

Nicht immer, aber häufig, hat der Entscheid zu mehr Nachhaltigkeit Konsequenzen. Beim Strom sind diese finanzieller Natur. Beim Reisen geht es um Komfort und Spass. Nicht jeder Mensch bei goSecurity ist bereit dieselben Konsequenzen zu tragen. Selbstverständlich achten wir das und freuen uns, dass alle Massnahmen gefunden haben, wo auch sie persönlich nachhaltiger leben können. Die Workshops machten grossen Spass. Neben witzigen Missverständnissen (unsere Workshop-Leiterin sprach von 3-Liter Autos, worauf einige dachten: da habe ich mit meinen 2 Litern Hubraum sogar noch Reserve…) durften wir auch freudig feststellen, dass wir vieles (teilweise bewusst, teilweisse unbewusst) schon ganz gut machen. An dieser Stelle sei aber auch erwähnt, dass der Mitarbeiter mit dem grössten Motor in seinem privaten Auto, seit dem Workshop regelmässig mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt!

Vor knapp zwei Jahren starteten wir den Versuch, Notizen nur noch elektronisch zu erfassen. Seit über einem Jahr sind alle Auditoren mit iPads ausgestattet. Durch die Optimierung der Prozesse konnten wir dadurch systematisch immer mehr auf Papier verzichten. Unsere Kunden erhalten Ihre Berichte bis heute (Q3/2018) immer noch in ausgedruckter Form (neben der elektronischen Version). Wir dachten, die Kunden wollen das so. Mittlerweile wissen wir, dass das nicht korrekt ist. Viele Kunden bearbeiten den Bericht nur noch elektronisch. Wir könnten nun also einfach jeden einzelnen Kunden fragen, ob ihm die elektronische Variante genüge. Die Verlockung „sicherheitshalber“ doch noch um eine ausgedruckte Variante zu bitten, wäre aber gross. Einfach von uns aus zu sagen, es gibt keine ausgedruckte Version mehr, empfinde ich dagegen als unangebracht. Es gibt ja auch Fälle, wo die gedruckte Version durchaus Sinn macht. Wie soeben beschrieben, ist ja auch nicht jeder bereit, am selben Ort die Konsequenzen zu tragen. Das heisst aber im Einzelfall nicht, dass dieser Mensch einen besonders grossen „Fussabdruck“ hat. Im Gegenteil: Vielleicht lebt er doppelt so nachhaltig wie ich, möchte aber einen solchen Bericht einfach auf Papier lesen. Also sollte ich doch anstatt ihn zu verurteilen, besser von ihm lernen.

Möglicherweise ist die Frage: „Möchten Sie einen Baum fällen, oder einen pflanzen?“ darum etwas hart. Es muss ja auch kein ganzer Baum für einen 50-seitigen Bericht gefällt werden… Auf jeden Fall wollen wir aber den Anreiz schaffen und die Wirkung für die Nachhaltigkeit verdoppeln. Deshalb werden unsere Kunden in Zukunft gefragt, ob sie einen Baum pflanzen wollen. Wenn sie auf die ausgedruckte Version verzichten, pflanzen wir über treedom.net für jeden Bericht einen Baum. Genaugenommen pflanzen wir die Bäume nicht selbst – wir bezahlen dafür, dass für den Kunden auf unserem Planeten ein Baum gepflanzt wird. Als Kunde erhalten Sie Bilder und Geokoordinaten des Baumes. Wer weiss, vielleicht sind Sie ja mal in der Nähe…

Natürlich wissen wir auch, dass wir damit die Welt nicht retten können. Allerdings kann ich Kinder ja auch nur mit begrenztem Erfolg erziehen, indem ich ihnen sage, was sie tun sollen. Die beste Wirkung erreiche ich, wenn ich für das Kind ein Vorbild bin.

„Die Menschen tun nicht das, was Du ihnen sagst. Sie tun das, was Du ihnen vorlebst!“ (unbekannt)

Das gilt meiner Erfahrung nach übrigens nicht nur für Kinder…

Informationen zum Autor: Sandro Müller

Seit 2007 bin ich als IT-Security Auditor für die Firma goSecurity tätig. Dadurch habe ich viel Erfahrung aus zahlreichen Audits, Penetration Tests und Beratungen. Eine besondere Spezialität sind meine auf die jeweiligen Kunden perfekt zugeschnittenen Konzepte und IT-Strategien. Mit grosser Leidenschaft denke ich mich dazu in die Geschäftsprozesse der jeweiligen Kunden ein. Am 1. Mai 2017 durfte ich die Geschäftsführung der Firma übernehmen. In dieser verantwortungsvollen Position führe ich das beste Security-Team der Welt. Zudem gebe ich gerne mein Wissen und meine Erfahrung weiter. Zum Beispiel bei einem Awarenesstraining, aber auch beim Kurs Information Security for CIO (IS4CIO). Täglich gebe ich mein Bestes für Sie als Kunden, für meine Mitarbeiter und für meine Firma.